Darmkrebsvorsorge


Da Darmkrebs bei rechtzeitiger Erkennung in den meisten Fällen vollständig heilbar ist, ist die regelmäßige Darmkrebsvorsorge von großer Wichtigkeit. Darmkrebs stellt in Deutschland die zweithäufigste Krebstodesursache dar. Jedes Jahr treten 52.000 Darmkrebsneuerkrankungen auf, etwa 30.000 Menschen sterben daran. Genauer handelt es sich bei Darmkrebs entweder um Kolon– und Rektumkarzinome, also um Tumoren, die im Dickdarm (Kolon) oder im Mastdarm (Rektum) entstehen. Rechtzeitig entdeckt ist Darmkrebs aber in fast allen Fällen vollständig heilbar.

Kolon- und Rektumuntersuchung

Für Frauen und Männer sieht das gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm ab dem 50. Lebensjahr eine jährliche Kolon- und Rektumuntersuchung vor. Neben einer gezielten Beratung tastet der Arzt dabei den Enddarm auf Veränderungen ab. In vielen Fällen bilden sich Tumoren in diesem, für den Arzt vom After aus zugänglichen Bereich des Darms.

Hämokkulttest in der Darmkrebsvorsorge

Zusätzlich zur Tastuntersuchung besteht zur Früherkennung von Darmkrebs die Möglichkeit, einen Test auf verstecktes Blut im Stuhl (Hämokkulttest) durchzuführen. Darmtumoren haben die Eigenschaft, leicht zu bluten. Dieses Blut ist mit bloßem Auge aber oft nicht sichtbar. Deshalb werden beim Hämokkulttest Stuhlproben auf Teststreifen gegeben und diese anschließend im Labor auf Blutspuren untersucht.

Arztsuche

Darmspiegelung in der Darmkrebsvorsorge

Ab dem 55. Lebensjahr ist im Rahmen der Darmkrebsvorsorge alternativ zum Hämokkulttest auch eine Darmspiegelung (Koloskopie) möglich. Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen sieht wahlweise zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren oder aber weiterhin Hämokkulttests vor, diese dann aber nicht mehr jährlich, sondern nur noch alle zwei Jahre.

Die Darmspiegelung, in der Fachsprache Koloskopie, gehört zu den häufigsten Untersuchungen bei der Darmkrebsvorsorge. Dabei führt der Arzt eine Kameraoptik an einem beweglichen Schlauch durch den After in den Darm ein und sucht die Darmschleimhaut und die Darmschleimhaut auf kleinste Veränderungen ab. Auf diese Weise lässt sich das Innere des Enddarms, des Dickdarms und des letzten Teils des Dünndarms darstellen. Mit diesem Verfahren können nicht nur Frühstadien einer Darmkrebserkrankung, sondern auch gutartige Wucherungen (Polypen) entdeckt werden, die sich mit dem Untersuchungsgerät sofort entfernen lassen.

Darmspiegelung Dickdarm
Darmspiegelung (Dickdarm) mit Normalbefund

Vorbereitung auf die Darmspiegelung

Die Darmspiegelung ist eine zwar risikoarme, dafür aber nicht besonders angenehme Untersuchung, auf die der Patient sorgfältig vorbereitet werden muss. Dazu gehört die Anfertigung eines aktuellen Blutbilds und die Untersuchung der Blutgerinnung. Unter Umständen muss der Patient Medikamente kurzzeitig absetzen oder ersetzen.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Darmspiegelung ist die freie Sicht auf die Darmschleimhaut. Deshalb muss der Darm vor der Koloskopie vollständig entleert werden. Für den Patienten bedeutet das, spätestens drei Tage vor dem Termin zur Darmspiegelung auf alle Ballaststoffe und Pflanzenkerne (z. B. Vollkornprodukte, Rohkost, Kleie, Beerenobst) zu verzichten. Er sollte jetzt auch keine Eisenpräparate und Aspirin mehr einnehmen.

Knapp zwei Tage vor der Untersuchung muss er seine Ernährung komplett auf Flüssigkeit umstellen. Statt Brötchen und Kaffee stehen dann nur noch Kräutertee, Mineralwasser oder klare Brühe auf dem Speiseplan. Am Tag vor der Koloskopie wird der Darm durch ein spezielles Abführmittel entleert, das je nach Produkt drei- oder viermal eingenommen wird. Ist der Darm völlig leer, darf der Patient nur noch klares Wasser trinken.

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Durchführung der Untersuchung

Während der Darmspiegelung liegt der Patient auf der linken Seite. Mit Hilfe eines Gleitmittels wird das Koloskop, ein etwa 12 mm dünner, flexibler Schlauch durch den After in den Darm vorgeschoben. Damit sich der leere Darm entfaltet und alle Wandstrukturen gut zu erkennen sind, wird Luft in den Darm gepumpt.

Das Koloskop ist flexibel, und durch Stellräder an seinem hinteren Ende lässt sich das vordere Ende in verschiedene Richtungen biegen. Im Kopf des Schlauches befindet sich eine Lichtquelle. Eine Spülungs- und Absaugungsvorrichtung am Ende des Gerätes sorgt zusätzlich für gute Sicht. Die Geräte sind mit einer Videokamera ausgestattet, sodass sich das innere Darmbild über den Monitor verfolgen lässt.

Angeschlossen sind meist Drucker und Videoaufzeichnungsgeräte zur Dokumentation. Durch einen Arbeitskanal kann der Arzt Gewebeproben zur weiteren Untersuchung entnehmen oder eventuell vorhandene Polypen entfernen, ohne dass ein weiterer Eingriff nötig ist. Dieser Vorgang wird auch als interventionelle Koloskopie bezeichnet.

Gabe von Beruhigungsmitteln

Für die Dauer der Darmspiegelung kann der Patient ein Beruhigungsmittel bekommen. Ob das nötig bzw. gewünscht ist, müssen Arzt und Patient im Vorgespräch klären. Einige Ärzte empfehlen grundsätzlich die Ruhigstellung des Patienten während der Koloskopie, in anderen Fällen wird dieser Aspekt vom Patienten selbst angesprochen. Wer ärztlichen Untersuchungen grundsätzlich ängstlich begegnet, sollte diesen Punkt im Vorgespräch auf jeden Fall zum Thema machen. Hoher Blutdruck oder Herzinsuffizienz sind auf jeden Fall Gründe für eine Ruhigstellung. Da zwischen Gespräch und Untersuchung immer einige Tage vergehen, bieten sich auch Entspannungsübungen und Meditation an, um eventuelle Ängste und Spannungen abzubauen.

Direkt vor der Darmspiegelung bekommt der Patient eine Venenverweilkanüle. Über diesen Zugang kann eventuell ein Beruhigungs- oder Schmerzmittel gegeben werden. Im seltenen Fall einer Komplikation lassen sich so auch Notfallmedikamente ohne Verzögerung verabreichen.

Die Ruhigstellung des Darms mit Medikamenten ist nötig, damit die natürlichen Darmbewegungen die Untersuchung nicht stören. In der Regel erfolgt Eingriff morgens und dauert nicht länger als 30 Minuten. Eine Ruhezeit nach Abschluss der Darmspiegelung ist genauso selbstverständlich wie das anschließende Fahrverbot, vor allem bei zuvor verabreichten beruhigenden Medikamenten.

Virtuelle Koloskopie

Neueste Entwicklungen bei den bildgebenden Verfahren ermöglichen inzwischen mit der so genannten virtuellen Koloskopie eine Darmuntersuchung, die ohne das Einbringen von Instrumenten in den Darm auskommt. Mithilfe der Computer- oder Magnetresonanztomografie ist die Anfertigung von praktisch unbegrenzt vielen Schnittaufnahmen des Darms von außen möglich. Diese Bilder ergeben umgerechnet ein dreidimensionales Bild.

Die virtuelle Koloskopie ist also nicht nur völlig schmerzlos, sondern steht zudem der herkömmlichen Darmspiegelung hinsichtlich der Aussagekraft ihrer Bilder in nichts nach. Noch fehlt allerdings eine ausreichende Zahl an Studien, um wissenschaftlich abzusichern, dass die virtuelle Koloskopie auch als Reihenuntersuchung geeignet ist. Daher gehört das Verfahren auch nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen.

Wer auf eine gründliche Darmkrebsvorsorge nicht verzichten, die unangenehme herkömmliche Darmspiegelung dabei jedoch vermeiden will, muss die Kosten für die virtuelle Koloskopie von rund 420 Euro aus eigener Tasche bezahlen – oder aber sich auf die Ergebnisse regelmäßiger Hämokkulttests verlassen.

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Autor:
Dr. R. Behrens